der Faschismus spielt sich im Bett ab

TEI version< zurück

Kommentar

Kofler spielt hier auf die seit den 1960er Jahren von der Nachkriegsgeneration betriebene kritische Befragung von überkommenen gesellschaftlichen Machtpositionen und ihrer Kontinuität vom Nationalsozialismus her an. Die Auffassung, dass ein Ursprung des Phänomens Faschismus im Privaten zu suchen ist bzw. private Beziehungen ein Hort des Faschismus sein können, wird in verschiedenen künstlerischen Œuvres vertreten, etwa den Filmen Rainer Werner Fassbinders mit ihrer Erkundung der Machtverhältnisse in der Liebe oder dem Spätwerk Ingeborg Bachmanns. Bachmann sagte in einem Interview 1973 mit Bezug auf ihren Roman Malina : »[Der Faschismus] fängt an in Beziehungen zwischen Menschen. Der Faschismus ist das erste in der Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau« (Koschel/Weidenbaum 1991, 144; vgl. Morrien 1996, 98; Gutjahr 1987). Elfriede Jelinek schließt hier mit ihrer literarischen Analyse eines Faschismus im Privaten an (vgl. Jelinek 1989) – in zeitlicher Nähe zur Entstehung von Koflers Stück vor allem im Roman Die Ausgesperrten (1980). Bei Franz Schuh klingt 2019 Koflers Satz (in Variation) wie die Wiedergabe einer Binsenweisheit: »Ich weiß, dass der Faschismus im Bett beginnt« (Schuh 2019).

Textausschnitte

Konsens, Konzerne , Werk 5, S. 312

[...] e. Licht auf 2 2 (geschwätzig): Es hat was auf sich, wenn gesagt wird, der Faschismus spielt sich im Bett ab , aber ich persönlich hab’s gern, wenn’s mir einer gehörig besorgt, [...]


Zitiervorschlag:
der Faschismus spielt sich im Bett ab. In: Werner Kofler: Kommentar zur Werkausgabe. Hrsg. v. Wolfgang Straub und Claudia Dürr. hdl.handle.net/11471/1050.10.4946, 2022-09.