Werk 1
Kommentar
Werk 2
Werk 3
Werk 4
Werk 5
Kofler bezieht sich auf die Passage aus »Der Hirt auf dem Felsen«, in der ein Kustode durch den »Hattischen Kreis« und dessen Projektionen an Felswände führt und vom »Bildnis des Sensationsreporters Jeanee« spricht, »wie er während des Zusehens einem rumänischen Kleinkind sein gewaltiges Glied in den Mund steckt« (s. Eintrag ›Wie war ich entsetzt‹). Michael Jeannée, Reporter der »Kronen-Zeitung«, fühlte sich angesprochen und klagte Kofler und den Rowohlt-Verlag sowie den Literaturwissenschaftler Klaus Kastberger, über dessen Rezension in der Wochenzeitung »Falter« Jeannée auf die Passage aufmerksam (gemacht) wurde, auf üble Nachrede. Die Rechtssache endet mit einem Freispruch für Kofler und Kastberger am 1. 7. 1993; das Oberlandesgericht Wien gibt der darauffolgenden Berufung des Privatklägers in seiner Verhandlung am 9. 5. 1994 nicht recht (im Nachlass, 11/W14/S1, 2).
Die Kunstsektion des österr. Bundeskanzleramts vergibt seit 1990 di eses Langzeitstipendium, das jeweils drei SchriftstellerInnen über drei Jahre hinweg durch monatliche finanzielle Zuwendungen das kontinuierliche Arbeiten an einem größeren Projekt ermöglichen soll. Zu Beginn der Aktion wurde ein Stipendium mit monatlich 15.000 Schilling ausgelobt (vgl. Goubran 1997, 117).
Üble Nachrede: eine im § 111 StGB (s. Eintrag ›für einen Dritten wahrnehmbare Weise‹) definierte »strafbare Handlung gegen die Ehre«
Zeichen, Bedeutung: Begriffe, die in ihrer Beziehung zueinander zentral sind für den linguistischen Strukturalismus, s. Eintrag ›Zeichen und Bedeutung‹
Anspielung auf Michael Jeannée, Reporter der »Kronen-Zeitung« (s. Eintrag ›der Reporter Jeanee‹)
Kofler zitiert aus dem § 111 (»Üble Nachrede«), Abs. 1, des Strafgesetzbuches: »Wer einen anderen in einer für einen Dritten wahrnehmbaren Weise einer verächtlichen Eigenschaft oder Gesinnung zeiht oder eines unehrenhaften Verhaltens oder eines gegen die guten Sitten verstoßenden Verhaltens beschuldigt, das geeignet ist, ihn in der öffentlichen Meinung verächtlich zu machen oder herabzusetzen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.« (www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10002296, 14. 3. 2018)
Der juristische Begriff der »geschützten Rechte Dritter« umfasst, wie etwa dem Beisatz zu einem Entscheid des Obersten Gerichtshofs (1985, Geschäftszahl: 6Ob95/05x) zu entnehmen ist, auch den »Ehrenschutz«.
Anspielung auf Robert Musils Opus magnum »Der Mann ohne Eigenschaften«». « Zu Lebzeiten veröffentlichte Musil zwei Teile des Romans (1930, 1933), das Werk blieb unabgeschlossen
1982 wurde dem Artikel 17 des österr. Bundesverfassungsgesetzes, der die Freiheit der Wissenschaft und ihrer Lehre festlegt, der Artikel 17a hinzugefügt: »Das künstlerische Schaffen, die Vermittlung von Kunst sowie deren Lehre sind frei.« (www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gesetzesnummer=10000006, 15. 3. 2018)
Werner Kofler verfügte zur Arbeit an »Furcht und Unruhe « über eine Kopie der Schriftsätze zur Rechtssache Jeannée-Kofler. Der Beweisantrag des Privatklägers vom 27. 1. 1992, verfasst von Jeannées Anwalt Alfred Boran, enthält den »Antrag aus Ausforschung der Stellen, die den ›Österreichischen Würdigungspreis für Literatur‹ und den ›Großen Preis der Stadt Wien‹ vergeben und zeugenschaftliche Vernehmung von informierten Vertretern der ausgeforschten Dienststellen darüber, […] ob diese nur für Kunstwerke oder auch für andere Werke vergeben werden, die nicht als Kunst einzustufen sind […], ob auch die inkriminierten Passagen, insbesondere die Behauptung, der Privatankläger habe sein Glied in den Mund eines Kleinkindes gesteckt, als Kunstwerk von der Preisverleihung und damit einer zweifachen öffentlichen Auszeichnung umfasst waren« (im Nachlass, 11/W14/S1, 2).
Ein in der Literaturgeschichtsschreibung etablierter Begriff für die lose Vereinigung von fünf Künstlern im Wien der 1950er Jahre, die, beeinflusst von früheren Avantgarden, eigenständige Wege fernab klassisch-realistischer Kunstpraktiken gingen. Die Aktivitäten der Beteiligten (H.C. Artmann, Konrad Bayer, Friedrich Achleitner, Gerhard Rühm, Oswald Wiener) wurden von den Zeitgenossen kaum wahrgenommen; Artmann distanzierte sich früh (um 1958), spätestens mit dem Tod Bayers (1964) zerfiel die Gruppe. Der Begriff etablierte sich erst durch die von Gerhard Rühm besorgte Publikation »Die Wiener Gruppe« (1967). Um diese Setzung zu betonen, sprechen Li teraturwissenschaftler auch von der »sogenannten Wiener Gruppe« (vgl. u.a. Schmidt-Dengler 1995, 379) oder verwenden den Begriff unter Anführungszeichen (vgl. u.a. Zeyringer/Gollner 2012, 629).
Richtung der Lyrik, »die von den sprachlichen Elementen als konkretem Material ausgeht, sie von ihrer Funktionalität zu erlösen sucht« (Wilpert 1979, 425) und dabei akustische, optische, ornamentale Qualitäten von Wort, Schrift(bild) und deren Anordnung am Blatt (oder an anderen Unterlagen) in den Mittelpunkt stellt. Im deutschen Sprachraum gilt Eugen Gomringer mit seinen Arbeiten zu Beginn der 1950er Jahre als Begründer der Konkreten Poesie; in Österreich zählen Heimrad Bäcker, Heinz Gappmayer, Friedrich Achleitner, Gerhard Rühm oder Ernst Jandl zu den wichtigsten Vertretern.
Alois Mock (1934–2017); ÖVP-Politiker, nachdem er 1969–1970 bereits Unterrichtsminister war, übernahm er 1987–1995 das Amt des Außenministers und war maßgeblich für die Vorbereitung des EU-Beitritts Österreichs verantwortlich. Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991 war Mock einer der ersten europäischen Politiker, die auf eine Anerkennung der Unabhängigkeit der Teilstaaten drängte. Seine Kritiker sahen in diesem Engagement »Kriegstreiberei«, Mock war auch nach den Jugoslawien-Kriegen der Meinung, dass eine größere Zurückhaltung Österreichs das Blutvergießen nicht hätte verhindern können (vgl. [ORF] 2011).
Hans Haider (* 1946), österr. Kulturjournalist, seit 1974 Mitarbeiter der Tageszeitung »Die Presse« (s. Eintrag ›kein Haider, welchen Vornamens immer‹). Haider hatte vom Suhrkamp Verlag Druckfahnen von Bernhards»Holzfällen« erhalten und bei der Lektüre in einigen Figuren reale Personen wiederzuerkennen geglaubt, etwa in der Figur Auersberger den Komponisten Gerhard Lampersberg, den er daraufhin kontaktierte.
»Holzfällen. Eine Erregung« (1984): Roman von Thomas Bernhard
Gerhard Lampersberg (1928–2002), österr. Dichter und Komponist, ab den frühen 1950er Jahren kompositorische Tätigkeit in der Nachfolge Anton Weberns. Von Hans Haiders Leseprotokoll der Druckfahnen von Bernhards»Holzfällen« ausgehend erreichte Lampersberg eine einstweilige Verfügung gegen die Auslieferung des Romans. Das Gericht begründete dies damit, dass ein »nicht unbeträchtlicher« Teil der Leserschaft die »ehrverletzenden Beschreibungen und Wertungen des ›Auersberger‹« auf Lampersberg beziehen könne (vgl. Straub 2015, 180). Die Bücher wurden von Polizisten in Buchhandlungen beschlagnahmt. Ende 1984 wurde die Beschlagnahme aufgehoben, Anfang 1985 zog Lampersberg seine Klage au f üble Nachrede und Beleidigung zurück, es kam zu einer außergerichtlichen Einigung. s. Eintrag ›Lampersberg‹
Maja Weis-Ostborn (1919–2004): Die aus adeligem Haus stammende Sopranistin (Ausbildung am Salzburger Mozarteum) heiratete 1954 Gerhard Lampersberg; sie spezialisierte sich auf moderne Musik und sang Stücke der am Tonhof verkehrenden Komponisten wie Kölz, Rühm oder Cerha.
Zitat aus Bernhards Roman »Holzfällen«: »Der Auersberger, der geile Schriftstellerverschlinger, dachte ich jetzt und ich hätte über diese meine Wortschöpfung im Augenblick auflachen können, wäre ich nicht zu müde gewesen dazu« (Bernhard 2007, 167)
Tonhof: Gutshof in der Kärntner Gemeinde Maria Saal, bis Anfang des 19. Jahrhunderts Sitz des Salzburger Landgerichts. Als Mitgift brachte Maja Weis-Ostborn 1954 den Besitz in die Ehe mit Gerhard Lampersberg ein. Das Musiker-Ehepaar machte den Tonhof sommers zu einem Treffpunkt junger KünstlerInnen, hier waren u.a. die SchriftstellerInnen H.C. Artmann, Gerhard Fritsch, Jeannie Ebner, Christine Lavant, Gert Jonke, Konrad Bayer, Thomas Bernhard, Peter Turrini, die Musiker Ernst Kölz, Anestis Logothetis und Friedrich Cerha zu Gast (vgl. Amann/Kanzian 1992).
Der Ich-Erzähler in Thomas Bernhards»Holzfällen« bezeichnet die Figur Auersberger mehrmals als »Novalis der Töne« (Bernhard 2007, 25, 162, 197).
Anspielung auf den den Dichter H.C. [Hans Carl] Artmann (1921–2000), der ebenfalls zeitweilig zum »Tonhof-Kreis« gehörte
Anspielung auf Gerhard Rühm (* 1930), österr. Schriftsteller und Komponist. Rühm beteiligte sich in den 1950er Jahren an Gemeinschaftsarbeiten der sogenannten Wiener Gruppe und schuf Lautgedichte im Wiener Dialekt (u.a. »Hosn, rosn, baa«», «1959, gem. m. F. Achleitner u. H.C. Artmann); als Komponist stellte der ausgebildete Musiker (Klavier- und Kompositionsstudium in Wien) die Strukturen der Musik in den Vordergrund; 1972 bis 1996 war er Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg.
Anspielung auf Oswald Wiener (* 1935), österr. Schriftsteller und Kybernetiker, Gemeinschaftsarbeiten im Rahmen der sogenannten Wiener Gruppe. Er war 1958–1967 in der Wiener Niederlassung der Firma Olivetti tätig, zuletzt leitete er die Abteilung Datenverarbeitung. Wiener, der während seiner Berliner Zeit (1969–1986) Mathematik und Informatik studiert hatte, beschäftigte sich nach seiner Auswanderung nach Kanada (1986) mit Fragen der Künstlichen Intelligenz.
Anspielung auf Peter Turrinis Text »Der liebe Gott und die Vagina«, in dem er davon erzählt, mit anderen Buben in seinem Heimatort Maria Saal während des Gottesdiensts unter den Bänken in die vorderen Reihen, wo Klosterschülerinnen saßen, geschlichen und dann »zwischen ihren Beinen« gelandet zu sein. »Der Priester redete von der Kanzel von Gott, in der Kirche roch es nach Weihrauch, und vor meiner Nase roch es nach Fut. Es war wunderbar. Bis heute sind der Futgeruch und der Weihrauchgeruch für mich auf das herrlichste miteinander verbunden« (Turrini 1996, 45; der Text ist Auszug aus einem Radiointerview mit Peter Huemer, »Im Gespräch«, Ö1, 25. 2. 1993). Seine Erfahrungen am Tonhof flossen in Turrinis Stück »Bei Einbruch der Dunkelheit« (2006) ein (vgl. Amann 2007).
Der Maria Saaler Berg, eine waldige Erhebung südlich des Ortskerns, weist urzeitliche Siedlungsspuren auf. Aus »vorrömischer« Zeit, aus der Zeit der Kelten wurden in der Umgebung von Maria Saal mehrere reich ausgestattete Kriegergräber ausgegraben (vgl. Gleirscher 2007, 35f.). Maria Saal ist die Gemeinde mit dem »umfangreichsten Erbe von Zeugnissen der römerzeitlichen Vergangenheit« Kärntens; nördlich des Ortes, im Zollfeld, befand sich die Hauptstadt der römischen Provinz Noricum, das Municipium Claudium Virunum (Piccottini 2007, 43). Bekannt sind die an der Außenmauer der Kirche von Maria Saal angebrachten römischen Relief- und Grabsteine.
Kofler zitiert hier aus der »Einführung«Hilde Spiels in den von ihr herausgegebenen Band der Kindler-Literaturgeschichte zur zeitgenössischen Literatur Österreichs (1976): »Im ›Thonhof‹ von Maria Saal […] hatte sich um diese Zeit [um 1960] ein Kreis zusammengefunden, der in die gesunde kärntnerische Landschaft einen Hauch verräucherter Bohème trug« (Spiel 1976, 92).
Österr. Schriftstellerin und Kulturjournalistin (1911–1990), emigrierte 1936 nach Großbritannien, erst 1963 endgültige Rückkehr nach Österreich. Spiel war eine einflussreiche Netzwerkerin im Literaturbetrieb, als »grande dame« der österr. Literatur betrieb sie eben auch Literaturgeschichtsschreibung.
Österreichische Gesellschaft für Literatur (ÖGfL): 1961 gegründete Organisation zur Durchführung literarischer Veranstaltungen, die Unterstützung von Dissidenten im Osteuropa war der ÖGfL von Anfang an ein Anliegen; bis 1994 war Wolfgang Kraus (s. Eintrag ›Doktor Kraus‹) der Leiter. Hans Haider (s. Eintrag ›kein Haider, welchen Vornamens immer‹) war vor dem Beginn seiner Mitarbeit bei der Tageszeitung »Die Presse« 1972–1974 Mitarbeiter der ÖGfL, er übernahm die Agenden von Otto Breicha, der 1972 als Leiter des Kulturhauses nach Graz ging. In einem Zeitungsartikel bezeichnete sich Haider selbst als »Dritten Sekretär« der ÖGfL (vgl. Haider 1992).
Bleiburg (slow. Pliberk): Kärntner Gemeinde im Jauntal an der Grenze zu Slowenien; Unterkärnten: geographisch nicht exakt abgegrenztes Pendant zu Oberkärnten, dem hochgebirgigen Teil des Bundeslandes – zu Unterkärnten zählen das Klagenfurter Becken, das Lavantal, Drau- und Jauntal sowie die umgebenden Bergzüge.
Anspielung auf den Kulturjournalisten der »Süddeutschen Zeitung«Karl Heinz Kramberg (1923–2007)
Wahrscheinliche gemeint: Eduard Zimmermann (1929–2009), 1967–1997 Moderator (»Wohnzimmerfahnder«, Graff 2009) der Fernsehsendung »Aktenzeichen XY … ungelöst«, s. Eintrag ›Eduard Zimmermann‹
Peter Alexander (eigentl. Peter Alexander Neumayer, 1926–2011), österr. Sänger, Schauspieler und Entertainer, s. Einträge ›Peter Alexander‹ und ›Peter oder Alexander‹
1971 von fünf Kärntnern aus dem Mölltal gegründete Gruppe für volkstümliche Musik, bis 2016 tätig, insgesamt 1,8 Millionen verkaufte Tonträger (vgl. www.moelltaler.at/biographie, 8. 3. 2018)
1973–2007 tätige Gruppe für volkstümliche Musik, 48 Studioalben
1847 wurde im 3. Wiener Gemeindebezirk das Sophienbad, ein großes Schwimmbad, eröffnet, winters wurden im »Sophienbad-Saal« Bälle und Konzerte veranstaltet, hier fanden zahlreiche Uraufführungen von Werken Johann Strauß’ Sohn statt. Der Badebetrieb wurde 1909 eingestellt, mehrere Erweiterungen führten zum Begriff Sophiensäle. Bis zum Brand 2001, der den Großteil des Gebäudes zerstörte, fanden hier Bälle, Ausstellungen und in den 1990ern vermehrt »Clubbings« statt.
Jagerhofer (* 1962) begann seine Karriere mit dem Organisieren von Sportveranstaltungen in Kärnten Ende der 1980er Jahre, es folgen vielerlei erfolgreiche Clubbings – auch für Firmenkunden – im Raum Wien, 1989 gründete er eine Event- und PR-Agentur, die bald zu den größten Österreichs zählte.
Hans Dichand (1921–2010), Gründer und Herausgeber der »[Neuen] Kronen Zeitung«, s. Eintrag ›Hans Dichand‹
Möglicherweise Anspielung auf Hans Dichands Sohn Christoph (* 1965): Der ausgebildete Jurist wurde von seinem Vater 1995 als Chefredakteur der Beilage »Krone bunt« eingesetzt, sein Aufstieg zum Chefredakteur erfolgte erst vier Jahre nach Erscheinen von »Üble Nachrede« 2003.
Richard Nimmerrichter (* 1920), 1964–2001 als »Staberl« Kolumnist der »Kronen Zeitung«
Anspielung auf Alois Mock, s. Eintrag ›Minister und Kriegstreiber Mock‹
Anspielung auf die österr. Literaturkritikerin Sigrid Löffler, s. Eintrag ›Löffler‹
Wahrscheinlich Anspielung auf den Regisseur, Schriftsteller und führenden Funktionär der ORF-Fersehspielproduktion Gerald Szyszkowitz (* 1938)
Werner Schwab (1958–1994), österr. Dramatiker, schuf in seinen Theaterstücken eine eigene Sprachwelt, einen mitunter als »Schwabisch« bezeichneten verstümmelten Kleinbürgerjargon (vgl. Meurer 2007, 71).
Reinhart Gaugg (*1953), Kärntner FPÖ-Politiker, 1991–1997 Klagenfurter Vizebürgermeister, 1992–1994 Kärntner FPÖ-Landesparteiobmann
Martin Strutz (* 1961), Kärntner FPÖ-Politiker, ab 1989 Landtagsabgeordneter, 1991 Klubobmann
In »Hotel Mordschein « bezieht sich Kofler auf die Berichterstattung zum Mord im Klagenfurter Hotel Mondschein; der Mörder habe nach der Tat das Auto eines Arztes namens Pontasch aufgebrochen und dessen Arzttasche entwendet, s. Eintrag ›In Pörtschach muss ich versucht haben‹.
Otto Retzer (* 1945), österr. Schauspieler und Regisseur, bekannt wurde er durch seinen Auftritt in der Fernsehserie »Ein Schloß am Wörthersee« (1990–1992).
Die Brüder Nicolaus (* 1938) und Constantin (* 1940) Dumba, genannt Niki und Taki, betrieben ab 1966 das Pörtschacher Hotel Schloss Seefels und darin die Diskothek »Drop in« – ein Treffpunkt für die Wörthersee-Schickeria. Mitte der 1990er Jahre nahmen wirtschaftliche Probleme überhand, das Hotel wurde schließlich versteigert (s. Eintrag ›das Drop-In‹). Die »beiden Dumba« sind Nachfahren einer Wiener Handelsdynastie, deren Ahnherr, Sterio Dumba, in den 1810er Jahren aus Griechenland nach Österreich einwanderte und ein prosperierendes Handelsunternehmen gründete. Sterios Sohn Nicolaus wurde zum wichtigsten Kunstmäzen Wiens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Kärntner Dumba-Brüder stammen allerdings nicht direkt von diesem berühmtesten Familienmitglied ab, sondern von einem gleichnamigen Bruder Sterios, der ebenfalls nach Wien gezogen war (vgl. Konecny 1986).
»Warne hiermit jedermann, über mich Unwahrheiten zu verbreiten, ansonsten ich gezwungen bin, jeden einzelnen gerichtlich zu belangen. [/] Kurt Capellari, [/]Klagenfurt, Gartengasse« (Kleine Zeitung, 8. 6. 1993, 29)
»Das muß ich doch der KLEINEN schreiben!« Stehsatz auf der Leserbriefseite der »Kleinen Zeitung«. Kofler gibt ein weiteres privates Inserat wieder: »WARNUNG! Ich warne hiemit jedermann, über mich und meine Familie unwahre Gerüchte zu verbreiten, da ich sofort dagegen gerichtliche Schritte unternehme. [/] Manfred Nusser sen., […] Viktring« (Kleine Zeitung, 22. 5. 1993, 29).
André Heller (* 1947), österr. Sänger, Liedermacher, Künstler, Autor, Kulturmanager; eine der wiederkehrenden Figuren der Kofler’schen Satire, s. Eintrag ›André Heller‹
Albert Müller (* 1959), promovierter Historiker, seit 1984 Mitarbeit am Ludwig Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft (Salzburg, Wien), seit 1997 am Institut für Zeitgeschichte an der Universität Wien
Werbespruch auf einem Plakat der FPÖ (1994), das das Konterfei Jörg Haiders vor einem Gemälde des Malers Werner Lössl (s.u.) zeigt. Jörg Haider lud im Jänne r 1994 zu einer Ausstellung der Werke Lössls, die den Titel »Die Dritte Republik« trug (vgl. [red] 1994).
Der Theaterkritiker Roland Koberg schrieb in der Wiener Wochenzeitung »Falter« in den 1990er Jahren eine Kolumne, in der er Telefoninterviews aus aktuellem Anlass wiedergab.
Dieter Roth (1930–1998), Schweizer Dichter und Künstler (er verwendete verschiedene Schreibweisen seines Namens), schuf vielfältige Werke zwischen Konkreter Poesie, Eat Art, Fluxus und Happening. Roth zertrampelte in der Düsseldorfer Kunsthalle 1979 ein Kunstwerk von Beuys. »Warum hast du das denn nur gemacht, fragte Beuys [...]. Er sei halt neidisch gewesen, sagte Roth. Neben Beuys’ martialischer Installation in der Kunsthalle habe er seine eigene Arbeit gestellt, einen albernen Campingtisch mit Plastikeimer, als ironischen Kommentar. Die Besucher hätten sich nun auf Roths Campingstühle gesetzt, um sich in die Arbeit von Beuys zu vertiefen. Nach dem Gespräch erklärte Beuys die Zerstörung zum Gemeinschaftskunstwerk Beuys/Roth« (Müller 2008).
Werner Lössl (* 1929), bildender Künstler regionaler Bedeutung, u.a. Tätigkeit als Bühnenbildner für das Stadttheater Klagenfurt
Notwehr ist juristisch definiert als »innerhalb der Grenzen der notwendigen Verteidigung gehaltene Selbsthilfe«, die der »Abwehr eines gegenwärtigen, rechtswidrigen, wenn auch allenfalls schuldlosen oder straffreien Angriffes auf Leben, Freiheit oder Vermögen« dient (OGH 1972). Daraus folgt, dass ein »notwehrfähiges Gut« die Gesundheit, körperliche Unversehrtheit, Freiheit oder das eigene Vermögen ist.
Anspielung auf Hans Haider, s. Eintrag ›kein Haider, welchen Vornamens immer‹
Kofler bezieht sich in dieser Passage auf Bernhards»In Flammen aufgegangen«, einen Text, der erstmals im Programmheft zur Uraufführung des Stücks »Der Schein trügt« (1983, Schauspielhaus Bochum) erschien: Bernhards Ich-Erzähler spricht von Oslo als einer »langweilige[n] Stadt«, »die Menschen dort sind ungeistig, […] wie möglicherweise alle Norweger« (Bernhard 2010, 91); er spricht vom »widerwärtigen Brügge« (92) und von Österreich als »dem häßlichsten und lächerlichsten Land der Welt« (95). In einem Traum sitzt Bernhards Erzähler auf einem »Konglomeratblock auf dem Salzburger Haunsberg« (97). Danach habe er sich im Wienerwald wieder gefunden, mit Blick auf Wien und auf das »bestialisch stinkende Österreich« (97). Sowohl die Beschreibung der österr. Regierung (97f.) als auch den Satz nach »[h]insichtlich der Kirche« übernimmt Kofler wörtlich (94).
Der § 188 des Strafgesetzbuches, »Herabwürdigung religiöser Lehren«, im Wortlaut: »Wer öffentlich eine Person oder eine Sache, die den Gegenstand der Verehrung einer im Inland bestehenden Kirche oder Religionsgesellschaft bildet, [...] unter Umständen herabwürdigt oder verspottet, unter denen sein Verhalten geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten [...] zu bestrafen.« (www.jusline.at/gesetz/stgb/paragraf/188, 25. 3. 2018)
Wahrscheinlich gemeint: Siegfried Sittenthaler (1943–2003), ab 1993 Chef der Staatsanwaltschaft Linz
Herbert Achternbusch (* 1938), deutscher Filmemacher, Schriftsteller, Maler (s. Eintrag ›Achternbusch‹)
»Das Gespenst« (1982): Film von Herbert Achternbusch, in dem Jesus in der Gegenwart auf die Erde zurückkehrt. Nachdem der Film in Deutschland in die Kinos gekommen war und Anzeigen zu keiner gerichtlichen Beschlagnahme geführt hatten, agitierten in Österreich 1983 Privatpersonen gegen den Film und erreichten eine Beschlagnahme. Die weiteren gerichtlichen Instanzen änderten diesen ersten Beschluss nicht mehr ab und konzedierten dem Film – unter Bezug auf den »religiös normal empfindliche[n] Durchschnittsmensch« (zit. n. Eilmansberger 1987, 36) – Blasphemie. 1984 wurde der Film nach § 33 Mediengesetz (»Einziehung«) eingezogen.
PersonAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/RadioEreignis
Ilja Ehrenburg (1891–1967), russischer Schriftsteller und Journalist, veröffentlichte zeitlebens rund hundert Bücher, nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion 1941 agitierte er in hunderten Artikeln und Frontberichten, um den Hass gegen die deutschen Soldaten zu schüren, zugleich stellte er das Leid der Menschen in einfacher Sprache in den Mittelpunkt, das machte ihn zu einer »nationale[n] Berühmtheit« (Marcou 1996 , 208). Nach Stalins Tod (1953) wurde sein Roman Tauwetter (1954) zum »Symbol für eine neue Etappe in der Geschichte seines Landes« (Marcou 1996, 300).
Ilja Ehrenburg gelangte während seiner Reisen an die deutsch-sowjetische Front zur Überzeugung, dass »die Hitlerarmee in ihrer Gesamtheit« – und nicht nur SS und Gestapo – »verseucht ist«. Er reagiert mit der Parole »Töte den Deutschen!«, die er in vielen appellhaften Artikeln 1942 variiert. Mord und Schändung sind Verbrechen, die Ehrenburg den Deutschen zuordnet und die er als Rechtfertigung für seine Tötungsaufrufe heranzieht (vgl. Marcou 1996, 210).
»Jud Süß« (1940): nationalsozialistischer Propagandafilm um die historische Figur des jüdischen württembergischen Finanzbeamten Joseph Süß Oppenheimer, der als ruchloser Karrierist und Vergewaltiger dargestellt wird, der Film wurde von Goebbels 1939 in Auftrag gegeben (vgl. Koch 2011, 102). Lion Feuchtwanger behandelte den Stoff in seinem Roman »Jud Süß« (1925), die erste literarische Bearbeitung war die gleichnamige Novelle (1827) von Wilhelm Hauff, in der Oppenheimer gar nicht im Mittelpunkt steht und er nur durch »wenige antisemitische Klischees« beschrieben werde: »Geldgier, Gewissenlosigkeit, Hinterlist, Arroganz, Lüsternheit« (Mojem 2004, 152).
PersonSchauspielerIn/RegisseurInNationalsozialistInAutorIn/JournalistInMedienFilm/Fernsehen/RadioZitate
Der österr. Schauspieler Marian (1902–1946, eigentl. Haschowetz), der die Titelrolle in »Jud Süß« innehatte, hatte sich nach seinem Vater, einem Opernsänger, benannt. Die Karriere des Autodidakten ging mit der NS-Herrschaft einher, 1938 kam er ans Deutsche Theater in Berlin. Marian versuchte die Rolle des Jüd Süß abzulehnen, war sich ihrer Exponiertheit bewusst und gab dann klein bei (vgl. Knilli 2000, 17).
Werner Krauß (1884–1959), nach dem Ersten Weltkrieg einer der bekanntesten deutschen Theater- und Filmschauspieler, u.a. am Deutschen Theater Berlin und am Wiener Burgtheater. Seine Karriere ging nach 1933 unbeschadet weiter. Zeitgenossen beschrieben ihn als nicht sonderlich intellektuellen Kopf, als antisemitisch, dabei unpolitisch und als Schauspieler mit faszinierender Wirkmacht (u.a. Zuckmayer 2004, 150f.)
Harlan (1899–1964) arbeitete bis 1933 erfolgreich als Schauspieler, zuletzt an der Seite Gustav Gründgens ’ am Preußischen Staatstheater Berlin. 1934 erfüllte er sich seinen Traum und führte erstmals Regie; er hatte mit Volkskomödien Erfolg, 1935 folgte die erste Filmregie, mit »Der Herrscher« (1937) wurde er zum erfolgreichsten Regisseur des »Dritten Reichs«. Er war einerseits »Werkzeug der NS-Kriegs- und Durchhaltepropaganda«, setzte sich andererseits für Verfolgte ein (Buchloh 2010, 173).
Steirischer Herbst: 1968 gegründetes Grazer Festival für zeitgenössische Kunst, maßgeblicher Initiator war der Volkskundler und ÖVP-Politiker Hanns Koren. Wichtig war von Beginn an das Spartenübergreifende und Provokante, es kam immer wieder zu Konfrontationen mit dem Publi kum, zu »Skandalen«, etwa 1975 zur Aufführung des Theaterstücks »Gespenster« von Wolfgang Bauer (vgl. Behr u.a. 2017, 375).
TopographieOrtschaftPersonPolitikerInAutorIn/JournalistInZitate
Der Kulturjournalist Karl Heinz Kramberg schrieb eine Rezension zu Koflers »Am Schreibtisch«, in der er ein Zitat aus dem Buch folgendermaßen kommentiert: »schmeckt wie verdünnter Céline, ist aber Kofler« (Kramberg 1988). Louis-Ferdinand Céline (1894–1961): franz. Schriftsteller, berühmt für seinen Roman »Reise ans Ende der Nacht« (1932), umstritten wegen seines Antisemitismus
Anspielung auf Alois Mock (s. Eintrag ›Minister und Kriegstreiber Mock‹)
Nicolae Ceauşescu (1918–1989) war 1965–1989 Generalsekretär der Rumänischen KP, Vorsitzender des Staatsrats (ab 1967) und Staatspräsident (ab 1974), er regierte in stalinistischer Ma nier als Diktator, baute um sich und seine Familie »extreme Formen des Personenkults« auf (Kunze 2000, 234) und lebte im Gegensatz zu anderen Ostblockführern ein luxuriöses Leben wie ein absolutistischer Fürst. Michael Jeannée, Reporter der »Kronen-Zeitung«, berichtete in einer spektakulär aufgemachten Artikelserie Ende 1989 vom Umbruch in Rumänien. In einer Folge bringt die Zeitung »exklusiv« die »ersten Bilder aus dem privaten Fotoalbum des Tyrannen-Paares« (31. 12. 1989, 6–9), das Fotoalbum sei im Bukarester Palast gefunden worden (6).
PersonPolitikerInAutorIn/JournalistInMedienZeitung/Zeitschrift
Kofler gibt mehr oder weniger wörtlich die Bildunterschriften zur Fotostrecke der »Kronen Zeitung« (31. 12. 1989, 6–9) mit den Bildern aus Ceauşescus »privatem Fotoalbum« wieder: »Billard nur mit vergoldeten Kugeln« (6); »Der Herrscher – [...] ›Brunnen der Weisheit‹« (6); »Kronprinzensöhnchen Nicu war Mamas Liebling. Er hatte im Palast sogar ein Vergewaltigungszimmer für die römischen Orgien« (6); »Der Schlächter in seinem Element: Ochsengrill auf einem der 43 (!) Landschlösser« (7); »Erinnerungen an die Kindheit, als Ceausescu ein ganz gewöhnlicher Straßenräuber war und nach einem bewaffneten Überfall ins Kittchen wanderte. Er ließ es später ›antifaschistischen Widerstand‹ nennen« (8); »Die ›Genossin‹ und ihre Hofdamen vergnügten sich beim Kartenspiel. SIE mußte immer gewinnen« (9).
Nicu Ceauşescu (1951–1996) wurde in den 1980er Jahren als Nachfolger des rumänischen Diktators Nicolae Ceauşescu aufgebaut. »Sein Image als Frauenheld, seine mangelnde geistige Beweglichkeit und die Unbeliebtheit, auf die der aggressive junge Mann in der Bevölkerung stieß, sollten dieses Vorhaben beträchtlich erschweren« (Kunze 2000, 244). Er erlag 1996 in Wien den Folgen seines Alkoholismus.
Elena (1916–1989) hatte großen Einfluss auf ihren Ehemann, sie »verschaffte sich zusätzlich eigene politische Gestaltungsräume«; so war sie – mit drei Jahren Grundschulausbildung – »stets darauf bedacht, als große Wissenschaftlerin zu gelten« (Kunze 2000, 239), politisch war sie seit den 1970er Jahren die unumstrittene Nummer zwei.
Robert Schneider war einer der drei Autoren, dem das Robert-Musil-Stipendium 1993–1996 zugesprochen wurde.
Anspielung auf Norbert Gstrein, dem ebenfalls das Robert-Musil-Stipendium zugesprochen wurde
Fliedl (* 1955) war ab 1991 Assistenzprofessorin am Institut für Germanistik der Universität Wien, seit 2007 Ordinaria ebenda, Tätigkeit als Literaturkritikerin und Jurorin.
Pollak war zur Zeit ihrer Jury-Tätigkeit Kulturjournalistin bei der österr. Tageszeitung »Kurier«.
Holzer war von 1966 bis zur Pensionierung im Jahr 2001 Kulturjournalist und Abteilungsleiter beim ORF-Hörfunk.
Parschalk (1934–2016) war seit 1956 ORF-Mitarbeiter, ab 1968 baute er für Ö1 eine Kulturredaktion auf, 1990–1995 Leiter der Hauptabteilung Kultur im Hörfunk.
Patsch war zur Zeit ihrer Jury-Tätigkeit Literaturredakteurin beim ORF.
Arnold Schwarzenegger (* 1947), österr.-US-amerikanischer Bodybuilder, Filmschauspieler und Politiker
(* 1939) Witwe des Dirigenten Herbert von Karajan (s. Eintrag ›Aachener Generalmusikdirektor von Karajan‹)
Joseph Vilsmaier (* 1939): deutscher Regisseur, verfilmte 1995 Schneiders Roman »Schlafes Bruder«
Eschbach: Handlungsort von Robert Schneiders Roman »Schlafes Bruder« (1992)
Kofler bezieht sich auf das erste große wissenschaftliche Symposion zum Werk Thomas Bernhards im Jänner 1977, zu dem auch der Autor und sein Verleger Siegfried Unseld nach Triest kamen (vgl. Mittermayer 2015, 293). Die wissenschaftliche Leitung hatte der Germanist Claudio Magris inne.
Scheichl (* 1942) war ab 1992 bis zu seiner Emeritierung 2000 Ordinarius für Germanistik an der Universität Innsbruck.
Von den Sigurd Paul Scheichl in den Mund gelegten Aussagen auf dem TriestinerBernhard-Symposion trifft nur die erste zu: »Wenn man Thomas Bernhards Werke nicht nur auf ihren existentiellen Gehalt hin liest [...], sondern in ihnen auch die Rücksichtslosigkeit, die Provokation als Selbstzweck findet, hat man auch einen Schlüssel zur Rezeption« (Scheichl 1979, 118).
»Die Berühmten« (1976): Theaterstück von Thomas Bernhard. Kofler zitiert hier wörtlich die Besprechung des »Kurier« zur Uraufführung des Stücks bei den Wiener Festwochen (zit. n. Bernhard 2005, 401f.)
Victor Klemperer (1881–1960), deutscher Romanist und Schriftsteller
Theodor W. Adorno (1903–1969), deutscher Soziologe und Philosoph
Anspielung auf die Kritikerin Sigrid Löffler (* 1942) sowie auf Margot Löffler (* 1954), eine Diplomatin, die 1998 den damaligen Bundespräsidenten Thomas Klestil heiratete
Anspielung auf Edith Klestil (1932–2011), Gattin des österr.Bundespräsidenten Thomas Klestil (Trennung 1994, zwei Jahre nach dem Beginn seiner ersten Amtszeit), sowie Edith Mock (* 1928), Ehefrau des ÖVP-Politikers Alois Mock (s. Eintrag ›Minister und Kriegstreiber Mock‹)
1992 gegründetes Wochenmagazin mit hohem Bildanteil
»Der getreue Eckart«: zwischen 1923 und 1955 bestehende Wiener völkische Zeitschrift s. Eintrag ›Getreuen Eckart‹)
»Der Meineidbauer«: Volksstück von Ludwig Anzengruber (Uraufführung 1871)
1971 erwarb Hermann Nitsch Schloss Prinzendorf im niederösterr. Weinviertel. Dort verwirklichte er – etwa im »Drei Tage Spiel« 1984 – seine Vorstellungen des »Orgien Mysterien Theaters.«s. Eintrag ›Prinzendorf‹
Anspielung auf den Schriftsteller Robert Schneider (* 1961) und seinen Roman »Schlafes Bruder« (1992). Der in 36 Sprachen übersetzte Bestseller hat einen Sonderling im Vorarlberg der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Protagonisten. Dieser Elias Alder ist mit übersinnlichem Gehörsinn und großem musikalischem Talent ausgestattet, aus unglücklicher Liebe beschließt er, seinem Leben durch Schlafentzug ein Ende zu setzen.
Obwohl die Schriftstellerin Ilse Tielsch (* 1929, geb. Felzmann) seit 1948 in Wien lebt, wird ihr immer wieder ein starker Bezug zu Niederösterreich nachgesagt – begründet wahrscheinlich im Umstand, dass sie zu den Mitbegründern des »Literaturkreises Podium« gehört, der sich 1970 in der Wienerwaldgemeinde Neulengbach konstituierte und der es sich zur Aufgabe macht, für Niederösterreich eine eigene Literaturplattform zu schaffen.
Michael Köhlmeier (* 1949), österr. Schriftsteller mit Wohnsitz in Vorarlberg
Reinhold Bilgeri (* 1950), österr. Musiker und Schriftsteller, mit Michael Köhlmeier gründete er 1972 das Kabarett-Musik-Duo »Bilgeri & Köhlmeier«.
Kofler bezieht sich hier auf »Kohlhiesels Töchter«, ein Stoff, der mehrmals verfilmt wurde und auf einen Bauernschwank zurückgeht. Ernst Lubitsch verfilmte 1920 als Erster die Geschichte des Dorfwirts Mathias Kohlhiesel, der seine beiden Töchter verheiraten will; 1930 kam es unter dem Regisseur Hans Behrendt zu einem Tonfilm-Remake. »Kohlhiesels Töchter« (1962) unter der Regie von Axel von Ambesser, mit Liselotte Pulver und Dietmar Schönherr in den Hauptrollen, war die bekannteste filmische Umsetzung.
Der Titel des zweiten Abschnittes bezieht sich auf den Tatbestand der gefährlichen Drohung im Strafgesetzbuch, § 107, Abs. 1: »Wer einen anderen gefährlich bedroht, um ihn in Furcht und Unruhe zu versetzen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bis zu 720 Tagessätzen zu bestrafen« (www.jusline.at/gesetz/stgb/paragraf/107, 18.6.2018)
Reinhard Priessnitz (1945–1985), österr. Dichter
Birra Moretti: 1859 in Udine gegründete Bierbrauerei, 1996 Verkauf an die Unternehmensgruppe Heineken
Österr. Schauspielerin
1937 von Karl Kolarik und Jaromir Buben gegründetes Unternehmen zum Vertrieb des Budweiser Biers in Wien, das auch das Schweizerhaus im Wiener Prater betrieb
In § 3 des Strafgesetzbuches wird die Notwehr abgehandelt, Abs. 2 führt deren Überschreitung aus: »Wer das gerechtfertigte Maß der Verteidigung überschreitet oder sich einer offensichtlich unangemessenen Verteidigung (Abs. 1) bedient, ist, wenn dies lediglich aus Bestürzung, Furcht oder Schrecken geschieht, nur strafbar, wenn die Überschreitung auf Fahrlässigkeit beruht und die fahrlässige Handlung mit Strafe bedroht ist.« (www.jusline.at/gesetz/stgb/paragraf/3, 18.6.2018)
Wahrscheinlich Anspielung auf »Um Mitternacht« (1901), eines der sogenannten Rückert-Lieder von Gustav Mahler (s. Eintrag ›Nach Mitternacht‹)
1987 in Österreich von der Red Bull GmbH eingeführter Energy Drink, der nach anfänglichen Schwierigkeiten weltweiten Erfolg hatte
Whiskysorte der Marke Johnnie Walker
Vinzenz Ludwig Ostry (1897–1977), österr. Journalist. Neben seiner Tätigkeit für verschiedene Tageszeitungen bzw. die »Austria Presse Agentur« hatte er eine beliebte samstägliche Radiokolumne, in der er das Weltgeschehen kommentierte (»Man steht am Fenster«).
Zitat aus dem Comic »It’s the Ruff Tuff Creampuff« von Robert Crumb (* 1943). Crumb war in den 1960er und 1970er Jahren der bedeutendste Vertreter der US-amerikanischen »underground comics«. Die Comics, die wegen ihrer sexuellen Explizitheit, politischen Inkorrektheit und ihres legeren Umgangs mit dem Thema Drogenkonsum anstößig wirkten, wurden in Europa als »gegenkulturelle« Angriffe auf das Establishment in der Alternativszene breit rezipiert. Mit »Fritz the Cat« schuf Crumb seine bekannteste Figur, die auch in Filmen Verbreitung fand. Die Figur des »Ruff-Tuff Creampuff«, ein übermannshoher, nackter, tumber Muskelprotz, taucht in einem Heft der Reihe »Despair« 1970 auf. Dem Grobian stellt sich ein normal großer Mensch mit den von Kofler zitierten Worten in den Weg. Natürlich wird er kurz darauf mit einem Faustschlag aus dem Weg geräumt (Crumb 1991, 104). Die Bezeichnung »Ruff-Tuff Creampuff« bezeichnet einen Schlägertyp (»rough«, »tough«), der eigentlich ein Softie – jemand, der Süßigkeiten (Windbeutel, Brandteigkrapfen) liebt – ist. Bei »banana oil« dürfte es sich um einen Euphemismus, um eine Umschreibung von »bullshit« handeln (Howes 2018); »terd« ist eine ugs. Variante von »turd«, vulg.: Scheiße, Scheißhaufen.
Wörtliches Zitat eines in der Zeitschrift »Der Spiegel« wiedergegebenen Beginn eines Schüleraufsatzes zum Thema Jugendalkoholismus: »[E]s fing an, als Christian klein war und nach einer Party seiner Eltern die nicht vollständig geleerten Gläser leertrank« ([red.] 1993, 28).
Zitat aus »Hotel Mordschein« (S. II/247)
Koflers Buchtitel »Hotel Mordschein« korreliert mit dem realen Klagenfurter Hotel Mondschein »,« in dem es 1987 zu einem Mord kam.
Zitat aus »Hotel Mordschein« (S. II/178)
Zitat aus »Hotel Mordschein« (II/S. 247)
Im Nationalsozialismus »verächtliche Bezeichnung für die als ›rassisch‹ und moralisch ›minderwertig‹ deklarierten Juden, Polen, Russen und für Kommunisten« (Schmitz-Berning 2000, 618)
Die Bezeichnung leitet sich aus dem Umstand her, dass in Österreich der Import von Rum aus Zuckerrohr aufwändig und teuer war und daher nach alternativen »inländischen« Herstellungsmethoden gesucht wurde. Bereits im 19. Jahrhundert wurde ein Ersatz-Rum aus verdünntem Weingeist mit Aromen und Farbstoffen hergestellt. Der in einer Version von 80 % Alkoholgehalt angebotene »Inländer Rum« galt bald als österr. Spezialität. Bekanntester Hersteller ist die Klagenfurter Firma Stroh.
Langes Jagdmesser, mit dem angeschossenes Wild getötet wird
»Fahrstuhl zum Schafott« (1958): franz. Spielfilm (»Ascenseur pour l’échafaud«, R: Louis Malle, D: Jeanne Moreau, Lino Ventura)
»Fenster zum Hof« (1954): US-amerikanischer Spielfilm (»Rear Window«, R: Alfred Hitchcock ; D: Grace Kelly, James Stewart)
»Liebesgrüße aus der Lederhose« (1973): deutscher Erotikfilm (R: Franz Antel)
»Planet der Affen« (1968): US-amerikanischer Science-Fiction-Film (»Planet of the Apes«, R: Franklin J. Schaffner, D: Charlton Heston)
Im zweiten Wiener Gemeindebezirk (»Leopoldstadt«) bestand 1624–1670 ein jüdisches Ghetto. 1670 veranlasste Leopold I. die Vertreibung der Juden aus Wien (»Zweite Wiener Gesera«), auf den Grundmauern der Synagoge wurde die Leopoldskirche errichtet. Einzel nen, privilegierten Juden wurde bald darauf die erneute Niederlassung erlaubt. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der Zuzug von Juden, vor allem aus Galizien, immer stärker, die Leopoldstadt blieb das bevorzugte Wohngebiet der jüdischen Bevölkerung. Flüchtlinge vor den ostgalizischen Pogromen 1914/15 ließen den jüdischen Bevölkerungsanteil nochmals erheblich wachsen (vgl. Beckermann 1984, 17). Die Leopoldstadt bildete bis zur Donauregulierung eine Insel zwischen Flussarmen; Matze (auch: Mazze) bezeichnet das ungesäuerte Pessachbrot.
Der Wiener Rechtsanwalt Alfred Boran vertrat den Privatkläger Michael Jeannée in der Rechtssache der Klage wegen übler Nachrede.
»Am Karfreitag, dem 4. April 1980, betrat eine 16 Jahre alte junge Frau ein Haus nahe der Oper […] und tastete nach dem Lichtschalter. Nachdem sie den Schalter umgelegt hatte, blieb es jedoch dunkel. Sie wollte dennoch die Treppe zur Werkstätte hinaufgehen, als der Täter sich auf sie stürzte und ihr mit einem Messer fünfmal in die Brust und in den Rücken stach.« Verbrechen und Tätermotiv blieben unaufgeklärt (Edelbacher 2012, 29).
Zitat aus »Hotel Mordschein« (S. II/152)
Wahrscheinlich eine Anspielung auf Jörg Haiders gescheiterten Versuch 1995, die Partei FPÖ in eine »Bewegung« umzuwandeln (s. Eintrag ›Ein Folkstreuer‹).
Zeichen, Bedeutung: Begriffe, die in ihrer Beziehung zueinander zentral sind für den linguistischen Strukturalismus, s. Eintrag ›Zeichen und Bedeutung‹
Begriff der Freud’schen Psychoanalyse (s. Eintrag ›Urszene‹); Kofler spielt auf seine erzählerische Urszene – den Zeitungsausschnitt »Witz war tödlich« (s. gleichlautender Eintrag) – an.
Das F anstelle des V dürfte auf die FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) verweisen, möglicherweise auf Jörg Haiders Versuch, aus der Partei eine (Männer-)Bewegung zu machen: Der 22. Bundesparteitag 1995 beschloss, den Parteinamen in »F-Bewegung« umzubenennen, beim darauffolgenden Parteitag wurde der alte Name wieder eingeführt – Haider war am Widerstand der Funktionäre gescheitert (vgl. Matjan 1998,258).
Zitat aus Karl Mays»In den Schluchten des Balkan«, s. Eintrag ›Das Werkstattfeuer‹
Abu Seïf (arab. »Vater des Säbels«), Figur aus Karl Mays Abenteuerroman »Durch die Wüste« (1892), Anführer einer Seeräuberbande am Roten Meer
Kanada Bill (eigentl. William Jones, 1837–1877), aus England stammender legendärer Trickbetrüger und Falschspieler in den USA und Kanada. Karl May schrieb zwei Erzählungen mit Episoden aus Jones’ Leben: »Ein Self-man« (1878) und »Three carde monte« (1879).
Strategem: List, Trick
Eine bestimmte Zeit vor der Entlassung aus einer längeren Haftstrafe tritt ein Gefangener in den Entlassungsvollzug, in dem Lockerungen gewährt werden können und der der Vorbereitung auf das Leben in Freiheit dient: »Strafgefangenen, von denen zu erwarten ist, daß sie die Lockerungen nicht mißbrauchen werden, [sind] im Entlassungsvollzug eine oder mehrere der im § 126 erwähnten Lockerungen zu gewähren« (§ 144 Abs. 2 Strafvollzugsgesetz, www.jusline.at/gesetz/stvg/paragraf/144, 28. 8. 2018).
Georg Coldewey, SS-Zahnarzt im Konzentrationslager Buchenwald, ein dem Buch »Hotel Mordschein« Entsprungener, s. Eintrag ›Zahnarzt und SS-Scharführer Coldewey‹
In »Hotel Mordschein « wird der Name Johann Kowalczyk – ein Kumpane des Mörders – der Bericht erstattung zum Hotelmord entnommen, s. Eintrag ›Mit Retzer hätte ich‹
Odilo Globocnik, ab 1942 Leiter der »Aktion Reinhardt«, der systematischen Ermordung der jüdischen Bevölkerung im »Generalgouvernement« Polen (s. Eintrag ›die rechte Hand vom Globus‹). Die eingedeutschte Namensversion wurde wenig verwendet, es existiert auch die Form »Globotschnig«,
Von Lublin aus organisierte Globocnik die »Aktion Reinhardt«, s. Eintrag ›Lublin‹
In der Nähe des kleinen ostpolnischen Dorfes Sobibór bestand 1942–1943 im Rahmen der »Aktion Reinhardt« ein Vernichtungslager. Es gibt nur Schätzungen, wie viele Menschen hier ermordet wurden, 150.000 bis 200.000 (vgl. u.a. Distel 2008, 375; Pohl 2011, 193).
In der Nähe des Dorfes Treblinka nordöstlich von Warschau wurde im Rahmen der »Aktion Reinhardt« ein Vernichtungslager errichtet. Hier wurden nach Schätzungen 1942/43 bis zu einer Million Menschen ermordet. In der Nähe befand sich 1941–1944 das Arbeitslager Treblinka. 2001 gab Kofler seinem Theaterstück über Ernst Lerch, den Adjutanten Globocniks, den Titel »Tanzcafé Treblinka «(s. Eintrag ›Tanzcafé Treblinka‹).
Der Lokalhistoriker August Walzl schildert die Vorkommnisse Anfang Mai 1945 folgendermaßen: Die britischen Angriffseinheiten seien erst nach der deutschen Kapitulation in Villach eingerückt, ihnen seien »Gruppen der Royal Engineers und des Royal Corps of Signals gemeinsam mit den ersten Verwaltungsgruppen« gefolgt – letzteren habe sich der spätere Bürgermeister »Viktor Petschnik als Führer des schon bestehenden kommissarischen Stadtrates« vorgestellt (Walzl 2005, 14).