Werk 1
Kommentar
Werk 2
Werk 3
Werk 4
Werk 5
Lübeck: Geburtsort des Schriftstellers Thomas Mann (1875–1955). Thomas Mann schrieb sein Leben lang Tagebücher. Die noch vorhandenen und heute veröffentlichten Tagebücher umfassen die Zeiträume von September 1918 bis Dezember 1921 und von März 1933 bis Juli 1955. Sie wurden – entsprechend einer Verfügung des Autors – erst 20 Jahre nach seinem Tod, ab 1975, veröffentlicht und bestehen neben Ausführungen zur Entstehung seiner Werke und Einblicken in sein Privatleben aus zahlreichen lapidaren Vermerken zu alltäglichen Rahmenbedingungen (Wetter) und eigenen (körperlichen) Befindlichkeiten. Zwischen Notizen über Korrespondenzen, Lektüren und gesellige Zusammenkünfte vermerkt Mann auch Hochzeiten und Todesfälle. Diese Mischung inspirierte Kofler wohl zu seiner Persiflage.
Hanns-Ulrich Hermann, ein Mediziner, mit dem sich Kofler in den 1970er Jahren anfreundete, erinnert sich an einen Aufenthalt von Kofler (gemeinsam mit Auguste Kronheim) im Ferienhaus seiner Eltern in Sierksdorf an der Lübecker Bucht im Juni 1980 (s. Eintrag ›Sierksdorf‹). Den Untertitel »Aus dem protestantischen Gemeindeleben« führt Hermann »höchstwahrscheinlich« auf den im Haushalt seiner Eltern ausliegenden »Evangelischen Gemeindebrief« zurück (Hermann 2021).
Wortwörtlich findet sich diese Formulierung nicht in den Tagebüchern Thomas Manns, »aber eines ist sicher: gehustet wird beängstigend viel in diesen Tagebüchern, und das vor allem nachts, was das Schlafen nicht leichter macht« (Spahr 2021). Dass Kofler den Zusammenhang von Husten und Schlaflosigkeit aufgreift, liegt also durchaus auf der Hand. In 157 Einträgen tauchen die Stichworte »gehustet« oder »Husten« auf, nur bezogen auf Thomas Mann selbst. Koflers Formulierung am nächsten kommt der Eintrag vom 11. 2. 1953: »Nachts öfters erwacht. Gehustet« (Mann 1995, 25).
Kofler folgt hier der Abkürzungspraxis Thomas Manns (Kürzel K. für Katia Mann) und spielt mit »A« wohl auf seine Lebensgefährtin Auguste Kronheim an.
Niederegger: traditionsreiche Lübecker Marzipan-Manufaktur, 1806 gegründet
Kofler hat sich für das »Lübecker Tagebuch« in erster Linie des Anzeigenteils der »Lübecker Nachrichten« bedient und Namen ausgewählt. Am 6. Juni 1980 schaltete die Firma H. & J. Brüggen eine Todesanzeige: »Herr Berthold war 24 Jahre, von 1947 bis 1971, in unserer Firma tätig und betreute während dieser Zeit als Kraftfahrzeugmeister unseren Fuhrpark. Weit über das übliche Maß hinaus setzte er sich für die Belange unseres Unternehmens ein« (27).
Die Firma H. & J. Brüggen wurde 1868 in Neumünster (60 km von Lübeck entfernt) gegründet und bekam später eine Produktionsstätte in Lübeck hinzu. Das Familienunternehmen ist bis heute tätig, hat sich – inzwischen in mehreren Standorten weltweit – auf die Produktion von Zerealien konzentriert.
In den »Lübecker Nachrichten« findet eine Anzeige zur Goldenen Hochzeit des Ehepaars Pütters (6.6.1980, 27).
Bibelvers: »Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden« (Johannes 16,33).
Die Heirat von Angelika Scheef und Joachim Strunck wurde in den »Lübecker Nachrichten« angezeigt (6.6.1980, 27).
Die Geburt Hajo Knorkelrübes wurde in den »Lübecker Nachrichten« angezeigt (6.6.1980, 27).
Zu diesem Namen findet sich in den »Lübecker Nachrichten« eine Todesanzeige (6.6.1980, 27).
Zu diesem Namen findet sich in den »Lübecker Nachrichten« eine Todesanzeige (6.6.1980, 27).
Die Geburt Timo [sic] Ahrens wurde in den »Lübecker Nachrichten« angezeigt (3.6.1980, 15).
Zu diesem Namen findet sich in den »Lübecker Nachrichten« eine Todesanzeige (6.6.1980, 27).
Vom 4. bis 8. Juni 1980 fand in (West-)Berlin der 86. Deutsche Katholikentag statt.
Am 7. Juni 1980 (27) finden sich in den »Lübecker Nachrichten« drei Todesanzeigen für einen Ernst Philip, bei einer ist der Geburtsort mit »Königsberg/Ostpr.« angegeben, in derjenigen des »VdK Brandenbaum« ist vom »Kameraden« die Rede (VdK: Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands; Brandenbaum: Ortsteil von Lübeck)
Kofler zitiert – mit einer Kürzung – den zu Lebzeiten viel gelesenen Heimatdichter und Salzburger NS-Funktionär Karl Heinrich Waggerl (1897–1973). Die Passage in Waggerls Prosa »Wanderung und Heimkehr« (1957) lautet: »Eines wird mir freilich immer unbegreiflich bleiben: daß es doch Menschen gibt, die mich gelten lassen, wie ich bin, und die mir dennoch im Herzen zugeneigt sind. Aber es gäbe wohl wenig Liebe in der Welt, wenn sie nur denen zuteil werden könnte, die sie verdienen« (zit. n. (zit. n. Arens 1962, 15).
Jesus wird in religiösen Texten als »Mensch unter Menschen« bezeichnet (vgl. u.a. Goodier 1935).
In den Ausgaben der »Lübecker Nachrichten« während Koflers Lübeck-Aufenthalt Anfang Juni 1980 findet sich keine entsprechende Hochzeitsanzeige. Es gibt aber einen Beleg aus einer privaten Ahnenforschung: »Uwe verzog von Hamburg nach Bad Schwartau [...] und heiratete Sigrun Rüsch aus Bad Schwartau; beide haben 2 Töchter« (Pries 2019).
In einem Haus aus dem 16. Jahrhundert befindet sich die bereits 1401 gegründete Lübecker »Schiffergesellschaft«, eine Standesorganisation für Seefahrer; seit gut 150 Jahren auch mit Restaurant; Ratsherrentopf: Eintopf aus Rind- oder Schweinefleisch und Gemüse, existiert in vielen Rezeptvarianten
Dieses »Geschmacksurteil« könnte eine parodierende Anspielung auf Marcel Reich-Ranicki sein (s. Eintrag ›ein wichtiges Prosabuch, ah! Von Reich-Ranicki empfohlen!‹).
Dem im 13. Jahrhundert errichtetem Heiligen-Geist-Hospital in Lübeck ist eine hochgotische Hallenkirche zugeordnet.
In den »Lübecker Nachrichten« (5.6.1980, 31) wird der Tod eines Johann Brzenczek angezeigt, von einem »pensionierten Gefängniswärter« steht nichts in der Anzeige.
Eine entsprechende Anzeige findet sich in den »Lübecker Nachrichten« (3.6.1980, 15).
In den »Lübecker Nachrichten« (3.6.1980, 15) findet sich folgende Anzeige: »Am Mittwoch, dem 4. Juni, feiern unsere lieben Eltern, Ruth und Friedrich Böbs, das Fest der silbernen Hochzeit«.
In den Tagebüchern Thomas Manns taucht Bruno Bruhn (1872–1958) auf, promovierter Chemiker, der einer Lübecker Familie entstammte und u.a. für die Krupp AG in Essen tätig war. Mann schwärmte für dessen Schwester. Auch seine Frau Eva wird erwähnt, aber es dürfte sich alles in allem doch um eine zufällige Namensübereinstimmung handeln (vgl. Mann 1993, 289).
Bei seinem Aufenthalt im Sierksdorfer Wochenendhaus der Familie Hermann 1980 fand Kofler ein Notizbuch vor (vgl. Hermann 2015), aus dem er in »Am Schreibtisch« handwerkliche Verrichtungen eines Familienmitglieds zitiert: »Paul hat die Kittfalze gestrichen« (s. Eintrag »Paul hat die Kittfalze gestrichen«)
Bibelzitat (Jesaja 43,1)
Ein »H. Gallus« scheint in den Annalen der Lübecker Singakademie auf, er war ab 1978 einer ihrer Chordirektoren (vgl. www.luebecker-singakademie.de/historie.html).
Eine entsprechende Anzeige findet sich in den »Lübecker Nachrichten« (3.6.1980, 15).
Kofler spielt hier auf pflanzliche Abführmittel an, die aus der Senna-Pflanze, einem in Afrika und Asien wachsende Johannisbrot-Gewächs, hergestellt werden.
Eine entsprechende Anzeige findet sich in den »Lübecker Nachrichten« (10.6.19080, 15).
Buchhandlung Langenkamp im Zentrum Lübecks
Peter Rosei (* 1946), österr. Schriftsteller; ein Buch mit Haikus hat Rosei nicht veröffentlicht
1886 wurde im »Ostseebad« Timmendorfer Strand die Pension »Hüttmanns« errichtet, die später in »H. Hüttmanns Hotel« umbenannt wurde (vgl. Herde 2015, 14).
In der Gemeinde Timmendorfer Strand bei Lübeck – Ende des 19. Jahrhunderts zum »Ostseebad« ausgebaut – verbrachte die Familie Mann den Sommerurlaub (vgl. Mann 1979, 814).
Müller: 1968 gegründete deutsche Drogeriemarktkette
Die Todesanzeige für Elisabeth Rohr in den »Lübecker Nachrichten« (10.6.1980, 16) spricht von »unser[em] inniggeliebte[n] Mummchen«; das Lebensalter, das Kofler anspricht, stimmt mit den Angaben überein, sonst (etwa der Adel) sind Erfindungen Koflers.
In den »Lübecker Nachrichten« (10.6.1980, 16) finden sich Todesanzeigen für Ernst Becker und Emma Heinecke. Auch die Heirat von Karin Ziock und Erich Lewandowski [sic] wird angezeigt (8.7.1980, 71).
Mutter Teresa (1910–1997, eigentl. Agnes Gonxha Bojaxhiu), Ordensschwester der Loretoschwestern, lebte ab 1928 in Indien, 1950 Gründung der Missionarinnen der Nächstenliebe, die sich für Sterbende, Obdachlose und Kranke einsetzen, 2016 Heiligsprechung; in ihrer Rede zur Verleihung des Friedensnobelpreises bezeichnete sie – wie von Kofler erwähnt – Abtreibung als Mord (vgl. Chawla 1993, 13). Mutter Teresa war am 7. 6. 1980 Gast beim Deutschen Katholikentag in Berlin (vgl. Wetzel 2003, 238). Ob sie dort diese Aussage wiederholte, konnte nicht eruiert werden.